Stellungnahme der Fachgesellschaft FARA zum Entwurf der Weiterbildung Geriatrie und Gerontopsychiatrie der Pflegekammer NRW
Die Fachgesellschaft FARA begrüßt das Bestreben der Pflegekammer NRW, eine differenzierte und zukunftsfähige Weiterbildung in den Bereichen Geriatrie und Gerontopsychiatrie anzubieten. Gleichzeitig möchten wir im Sinne der Qualitätssicherung und in Hinblick auf die fachlich gebotene Trennung zwischen geriatrischer und gerontopsychiatrischer Versorgung auf mehrere kritischen Punkte und Optimierungspotenziale hinweisen.
1. Klare begriffliche Trennung von Geriatrie und Gerontopsychiatrie erforderlich.
Im vorliegenden Entwurf der Pflegekammer NRW erfolgt eine konzeptionelle und inhaltliche Vermischung der Fachbereiche Geriatrie und Gerontopsychiatrie. Aus Sicht der Fachgesellschaft FARA ist es aus fachlicher Perspektive unabdingbar, die beiden Disziplinen begrifflich und curricular eindeutig voneinander zu trennen:
Diese fachliche Trennung ist nicht nur inhaltlich geboten, sondern spiegelt sich auch im Zercur®-Curriculum sowie im Rahmenausbildungsplan der generalistischen Pflegeausbildung (nach §53 PflBG) wider. Eine Vermischung kann zu einer unklaren und missverständlichen Profilschärfung der Weiterbildung führen und die notwendige Expertise in beiden Bereichen verwässern.
Empfehlung: Entweder zwei getrennte Weiterbildungen (Geriatrie / Gerontopsychiatrie) oder eine modulare Struktur mit klar definierten, trennscharfen Schwerpunkten.
2. Fachlich-inhaltlicher Abgleich mit dem Zercur®-Curriculum: Fehlende und überladene Bereiche
Ein Vergleich mit dem Zercur®-Curriculum (gültig ab 01.01.2025) zeigt folgende Diskrepanzen:
3. Ein geriatrischer Patient (DGG, DGGG, BVG 2008) ist definiert.
Empfehlung: Der Fachbereich Geriatrie weiterhin entsprechend des SGB V zu benutzen und von geriatrischen Patienten sprechen/schreiben. Eine anderweitige Nutzung dieser Definition kann irreführend sein.
4. Bezug zur generalistischen Pflegeausbildung (gemäß Rahmenausbildungsplan nach §53 PflBG)
Ein zukunftsfähiges Weiterbildungscurriculum muss auf den Kompetenzen der generalistischen Pflegeausbildung aufbauen. Ein Abgleich mit dem aktuellen Rahmenausbildungsplan (1. Aktualisierung 2024) zeigt:
Empfehlung: Einbindung kompetenzbasierter Elemente mit Rückbezug auf die generalistische Ausbildung; explizite Aufbereitung des Theorie-Praxis-Transfers auf höherem Niveau.
5. Multiprofessionalität und kommunale Netzwerke: Ja – aber nicht als Ersatz für fachliche Tiefe
Positiv hervorzuheben ist der Fokus auf multiprofessionelle Zusammenarbeit, kommunale Netzwerke und Fallsteuerung. Dennoch dürfen diese Aspekte nicht die medizinisch- pflegerische und psychologische Fachlichkeit ersetzen. Gerade im gerontopsychiatrischen Kontext reicht es nicht aus, psychosoziale Aspekte allgemein zu thematisieren – es bedarf einer fundierten Auseinandersetzung mit psychiatrischen Krankheitslehren, Diagnostik, medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie sowie Kriseninterventionen im geriatrischen Alltag.
Empfehlung: Erweiterung um psychiatriepflegerische Diagnostikkompetenzen, Deeskalationsstrategien, rechtliche Grundlagen im Betreuungsrecht, Umgang mit psychotischen Episoden, Complianceförderung etc.
6. Praxistransfer, Fachlichkeit und Vertiefung
In der Weiterbildung der Pflegekammer NRW liegt der Schwerpunkt stark auf der Pflegeorganisation (z. B. Fallsteuerung, Überleitung). Für eine fachlich tiefgehende Weiterbildung sind jedoch folgende Punkte notwendig:
Empfehlung: Ausbau von evidenzbasierten pflegerischen Handlungsstrategien, systematische Simulationen und Fallanalysen, verbindliche Praxisaufträge, die geriatrische/gerontopsychiatrische Versorgung vertiefen.
Fazit:
Die Fachgesellschaft FARA sieht im vorgelegten Entwurf der Pflegekammer NRW eine solide Basis mit guten Ansätzen. Gleichwohl ist die curriculare Differenzierung zwischen Geriatrie (SGB V) und Gerontopsychiatrie dringend erforderlich, um eine adäquate Qualifizierung für beide sehr unterschiedlichen Fachbereiche sicherzustellen. Zudem fehlt derzeit der konsequente Anschluss an die Kompetenzen der generalistischen Ausbildung sowie die Tiefenschärfe hinsichtlich evidenzbasierter pflegerischer und therapeutischer Verfahren.
Forderung: Überarbeitung des Curriculums mit Blick auf Fachlichkeit, Differenzierung, wissenschaftliche Fundierung und Anschlussfähigkeit an das Zercur®-Curriculum sowie den Rahmenausbildungsplan. Die Fachgesellschaft Aktivierend-rehabilitative Altenhilfe steht Ihnen gerne beratend zur Verfügung.
Hamburg den, 12.4.2025
Friedhilde Bartels
Vorsitzende Vorstand FARA e.V.
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