Erklärungen:
Altern ist ein lebenslanger biologischer Prozess. Die Körperzusammensetzung ändert sich mit zunehmendem Alter und die Leistungsfähigkeit sinkt. Der persönliche Lebensstil oder die Lebensweise können Veränderungen jedoch bremsen oder beschleunigen. Der Alterungsprozess und der Lebensstil können die Alltagskompetenzen deutlich einschränken und führen zu Pflegebedürftigkeit.
Pflegebedürftige weisen stets eine Vielzahl von Einschränkungen auf. Oft werden sie als multimorbide Patienten aus dem Krankenhaus entlassen und rehabilitative Ansätze können nicht zielgerichtet weitergeführt werden, weil die entsprechenden Kenntnisse in Pflege und Therapie in der Altenhilfe nur im geringen Maße vorhanden sind. Pflegeempfänger werden zu Hause von den Angehörigen gemeinsam mit einem ambulanten Pflegedienst (ambulant vor stationär) oder in der Langzeitpflege ‚versorgt‘.
Den unterschiedlichen Lebensformen (Form, in der das Leben sich organisiert) und Zielen des Menschen sind mit Respekt und Achtsamkeit zu begegnen. Orientierung finden wir ebenfalls in der Pflegecharta, die für das MPT Anwendung findet.
ARA verfolgt dies unter Beachtung der kognitiven, motorischen und funktionellen sowie spirituellen Ressourcen, s. Definition ARA.
Fundament
Aktivierend-rehabilitative Altenhilfe stützt sich auf das gemeinsame rehabilitative Denken und Handeln nach der oben genannten Definition. Pflegerische und therapeutische Maßnahmen dienen durch gemeinsame Zielsetzung der Verbesserung der Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und der sozialen Teilhabe der Pflegeempfänger.
Die Aktivierend-rehabilitativen Altenhilfe basiert
Schwerpunktaufgaben der Berufe und Akteure des Multiprofessionellen Teams:
Tab.1: Im Multiprofessionellen Team der Aktivierend-rehabilitativen Altenhilfe des jeweiligen Pflegeempfängers haben die unterschiedlichen Berufsgruppen ihre Schwerpunkte. Weitere Therapeuten und Akteure, die in dieser Liste nicht genannt sind, können trotzdem Teil des MPT sein.
Gesamtbehandlungsprinzip des MPT (Bartels, 2022, S. 17-37)
Abb.1 Die verschiedenen Berufsgruppen des MPT arbeiten nach Bedarf in den gleichen/selben Themengebieten und Zielen des-Pflege- und Therapieempfängers multilateral (gleichberechtigt oder/und auch berufsübergreifend.
Im Multiprofessionellen Team der Aktivierend-rehabilitativen Altenhilfe des jeweiligen Pflegeempfängers haben die unterschiedlichen Berufsgruppen und Akteure ihre Schwerpunkte (Abb. 1). Dennoch arbeiten die verschiedenen Berufsgruppen mit ihrem spezifischen Wissen an denselben Themengebieten und Zielen des Therapie- /Pflegeempfängers, damit das bestmögliche Ergebnis für ihn/sie erreicht werden kann. Es ist die Aufgabe der Mitarbeitenden des MPT einen Zugang zum Pflegeempfänger zu finden, Kommunikationswege zu erkunden und das Verhalten des Pflegeempfängers zu beobachten und zu interpretieren. So wird entsprechend der Interpretation aktivierend-rehabilitativ agiert.
Multiprofessionelles Handeln ist ressourcenorientiert zu gestalten. Dadurch ergibt sich automatisch eine zielorientierte und problemlösende Alltagsrelevanz. Sie fördert die Alltagskompetenz und kommt einer externen Motivationsentwicklung zugute. Das MPT und dessen Zusammenarbeiten am Pflegeempfänger, inkl. der Zugehörigen, sind immer im Austausch miteinander. Die Handlungen des Teams bauen aufeinander auf, bedingen sich gegenseitig, und werden im Sinne und des Pflegeempfängers geplant, gestaltet und dokumentiert.
Pflegende sind 24 Stunden am Tag am Bedürftigen und steuern den gesamten Ablauf im MPT. Allerdings zeigt sehr deutlich, dass keine Berufsgruppe ein Alleinstellungsmerkmal hat und haben kann. Die Aufgaben sind sehr eng miteinander verwoben und bedingen sich gegenseitig. Die Zusammenarbeit im MPT setzt immer ein gemeinsames fachliches Handeln, eine gemeinsame transparente Zielsetzung und eine gemeinsame Fachsprache voraus! Qualifizierte Pflegende tragen die Verantwortung für die Koordination und das Zusammenspiel der Akteure.
Rehabilitativbedingte Anwendungen der Therapeuten bieten den Pflegenden die Möglichkeit, diese Handlungen im ‚Pflegealltag‘ sinnvoll zu integrieren, um sie rehabilitativ durchzuführen. Diese werden oft wiederholt und münden so in ein ‚aktivierend rehabilitatives Pflegetraining‘. Denn ein größtmögliches Lernen oder Wiedererlernen findet in der aktiven Gestaltung statt. Der Mensch lernt durch Hören, Sehen und Sprechen vor allem dadurch, was er selber ausführt!
Heil- und Hilfsmittel als Mittel zum Zweck
„Eigenbewegung und Aktivierung stehen im Vordergrund und erst, wo Eigenaktivierung an ihre Grenzen stößt, sollten Hilfsmittel verwendet werden“. (Claudia Eckardt; ATP-G, BD II, S. 70). Hilfsmittel unterstützen die Selbstpflegefähigkeit von Pflegeempfängern für Alltagsziele und können damit die Eigenaktivierung im Lebensalltag ermöglichen. Eine ständige Überprüfung der ARA-Erfordernisse ist notwendig, um die Hilfsmittel entsprechend der aktuellen individuellen Situation anzupassen.
Altenhilfeschwerpunkte (auch Themenfelder/Lebensbereiche genannt)
Die Altenhilfeschwerpunkte sind:
Die übergeordnete Strukturgliederung entnehmen wir dem Konzept der Aktivierend- therapeutischen Pflege in der Geriatrie (Bartels, Eckardt, Wittrich, 2019). So besteht die Möglichkeit, dass eine sektorenübergreifende (in oder nach Krankenhausaufenthalt) Anschlusspflege und/oder Therapie weitergeführt wird.
Alle pflegerischen und therapeutischen Maßnahmen sind strukturiert vorzunehmen
Qualifizierte Mitarbeitende
Dem ARA- Konzept ist ein fachliches und individuelles Knowhow der Akteure zugrunde gelegt, so dass qualifiziert Pflegende und Therapeuten die Schwere der Beeinträchtigungen sowie deren Pflege und Behandlung einschätzen und entsprechend handeln können. Dies bedeutet, dass alle Mitarbeitende im MPT entsprechend ihrer Grundausbildung eine niveaustufengerechte Qualifizierung in rehabilitativen Pflege-/ Therapieaspekten und - konzepten (z. B. Bobath-Konzept, Basale Stimulation, integrative Validation, Angehörigenanleitung etc.) entsprechend dem Fort- und Weiterbildungskonzept sowie den Zertifizierungsvorgaben von FARA erhalten. Orientierung bieten das Personalbemessungsinstrument (Interventionskatalog) (Rothgang 2023), und der ‚Deutscher Qualifikationsrahmen – Ausarbeitung für 360° PFLEGE – Qualifikationsmix für den Patienten (Feuchtinger, Jahn, 2018).
Zugehörige sind entsprechend direkt anzuleiten.
Aktivierend-rehabilitative Altenhilfe ermöglicht für alle Beteiligten im Alltag einen Wissens- und Erfahrungstransfer im gegenseitigen Miteinander. Erworbenes Wissen, Erfahrung und Anwendung benötigt Zeit, die wir in der defizitorientierten/passiven Altenhilfe im Alltag oft nicht haben. Sie kann zu einer gefährlichen Altenhilfe führen. Ältere Menschen und Pflegeempfänger lernen im Heute und Jetzt. Oft führen unsere jetzigen Pflege- und Therapiehandlungen für die Pflegebedürftigen nur zeitnah zu mehr Lebensqualität. Für eine längerfristige verbesserte Lebensqualität und Teilhabe der letzten Lebensjahre benötigen Pflegempfänger rehabilitative Pflege und Therapie gekoppelt mit Würde und Autonomie aller Akteure.
Deshalb sind Qualifizierungen und ihre Anwendungen jetzt dringend notwendig!
“Pflegende und Therapeuten erreichen gemeinsam einen rehabilitativen, lebenswerten Mehrwert für die Altenhilfe“
Friedhilde Bartels
Literatur:
Bartels, Eckardt, Wittrich (2019), Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie, Bd1: Grundlagen und Formulierungshilfen, 2. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Bartels (2019), Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie, Bd2: Pflege und Therapie im interdisziplinaren Team, 1. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Bartels (2022), Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie, Bd. 5: Praktische Umsetzung, 1. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
Bartels, Eschmann (2022), Aktivierend-therapeutische Pflege in der Palliative Care, 1. Auflage, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart
BIKA® Bobath-Konzept für Pflegende www.bika.de, Zugriff: 28.10.24
Feuchtinger, Freiburg, Jahn, Halle (2018) 360° PFLEGE – Qualifikationsmix für den Patienten Robert Bosch Stiftung Deutscher Qualifikationsrahmen – beispielhafte Ausarbeitung als Arbeitsgrundlage für die Arbeitsgruppen,360-Pflege-DQR_Definition_360Grad_Pflege.pdf, Zugriff: 28.10.24
Lieps (2022), Von der Wiege bis zur Bahre – Die AG Rehabilitationspflege im Projekt 360° PFLEGE – Qualifikationsmix für den Patienten Robert Bosch Stiftung in Bartels F. (Hrsg), Aktivierend- therapeutische Pflege in der Geriatriem Bd. 4 Versorgungstrukturen und Entwicklung, S. 102, Bielefeld
Rothgang ( 200), Bremen Abschlussbericht im Projekt Entwicklung und Erprobung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß § 113c SGB XI (PeBeM) Interventionskatalog.pdf, Zugriff: 28.10.24
Rothgang, 2003, Bremen Handbuch zum Interventionskatalog.pdf, Zugriff: 28.10.24
Verein der Bobath InstruktorInnen IBITA Deutschland und Österreich e.V. (Vebid), Bobath-Konzept für Therapeuten, www.vebid.de, Zugriff: 28.10.24
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